Steigen die Beiträge in der PKV unverhältnismäßig?

In den Medien und in der gesundheitspolitischen Diskussion wird sehr häufig die Auffassung geäußert, dass die Beiträge in der PKV stark bzw. sogar unverhältnismäßig ansteigen. In der Presse wird dazu mit reißerischen Headlines Angst bei den Lesern erzeugt. Dementsprechend kennt jeder dieses Argument und auch wir werden sehr häufig damit konfrontiert.

Wegen solcher Überschriften und Meinungen im Netz haben wir uns vorgenommen die Beitragsentwicklung der Privaten Krankenversicherung mal ins Verhältnis zu setzen. Wir gehen darauf ein, wie sich die Preise in den letzten Jahrzehnten tatsächlich entwickelt haben. Hierbei legen wir unser Augenmerk aber nicht nur auf die Private, sondern auch auf die Gesetzliche Krankenversicherung und andere Dinge wie Strompreise, Mieten, Bahntickets usw.

 

ACHTUNG: In diesem Artikel geht es nicht um die Leistungsunterschiede der einzelnen Systeme, sondern ausschließlich um die Entwicklung aus Beitrags- und Kostensicht.

Wie haben sich die Ausgaben entwickelt?

In Deutschland und den meisten anderen Industrieländern steigen die Gesundheitsausgaben seit Jahrzehnten kontinuierlich. Die Hauptursachen dieser Entwicklung sind die zunehmende Alterung der Bevölkerung und der medizinisch-technische Fortschritt. Um die steigenden Ausgaben zu finanzieren, sind Beitragserhöhungen unumgänglich. 

 

Ausgabensteigerungen sind jedoch nicht grundsätzlich negativ zu beurteilen, sofern sie mit Steigerungen des Nutzens für die Verbraucher verbunden sind. So ist natürlich der medizinisch-technische Fortschritt einer der größten Kostentreiber im Gesundheitswesen, gleichzeitig konnte durch ihn die Gesundheitsversorgung deutlich verbessert werden, was an der Entwicklung der Lebenserwartungen in den OECD Ländern abzusehen ist.

 

Dennoch sind die steigende Ausgaben ein Problem für unsere Gesellschaft, denn sie steigen deutlich schneller, als wir es uns leisten können. Laut Statistischem Bundesamt haben wir 2017 in Deutschland 375 Mrd. Euro für Gesundheitsausgaben bezahlt. Das ist ein Anstieg von 46% in 10 Jahren und sogar ein Anstieg um 91% in den letzten 20 Jahren. Die Gesundheitsausgaben nehmen damit stärker zu, als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Dies erhöhte sich nur um 30% im 10-Jahreszeitraum bzw. um 65 % im 20-Jahreszeitraum. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP stieg entsprechend von 10,03 % (1997) auf 11,57 % (2017). Das Problem ist in der Politik bekannt, denn den steigenden Ausgaben muss mit mehr Einnahmen entgegengewirkt werden.

Wie haben sich die Beiträge entwickelt?

Die PKV und GKV haben grundsätzlich verschiedene Modelle, wie die Gesundheitsausgaben finanziert werden. Während die gesetzliche Krankenversicherung auf das Umlageverfahren setzt und somit die laufenden Einnahmen zur unmittelbaren Finanzierung der Leistungsausgaben verwendet, arbeitet die private Krankenversicherung mit dem Anwartschaftsdeckungsverfahren (vgl. Kapitaldeckungsverfahren). Gemäß diesem Verfahren muss der private Krankenversicherer zu jeder Zeit die Leistungsansprüche der Versicherten durch künftige Versicherungsprämien und abgesammeltes Deckungskapital decken können.


Wie werden die Beiträge in der pkv berechnet?

In der Privaten Krankenversicherung (PKV) wird der Beitrag unabhängig vom Einkommen berechnet. Hier spielt dafür das Eintrittsalter, der Gesundheitszustand und der gewünschte Leistungsumfang eine entscheidende Rolle. Die Versicherer befolgen bei der Kalkulation der Beiträge strenge mathematische Regeln, die alle eine gesetzliche Grundlage haben. Da wir grade bei diesem Thema oft auf Fake-News stoßen hierzu ein kurzer Exkurs:

 

1. Nein die PKV Beiträge steigen nicht, weil du eine Erkrankung bekommst

  • die Berechnung des individuellen Beitrags erfolgt immer zu Beginn des Versicherungsschutzes
  • es wird ein Kollektiv aus mehreren Versicherten gebildet, das zu Versicherungsbeginn gleichaltrig ist
  • eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes hat keine Auswirkungen auf den individuellen Beitrag, sondern auf das Kollektiv
  • einzelne Versicherte werden im Leistungsfall also von der Versichertengemeinschaft aufgefangen

2. Nein, die PKV Beiträge steigen nicht, wegen des demografischen Wandels

  • jeder Versicherte sorgt mit seinen Beiträgen in jungen Jahren für die im Alter steigenden Gesundheitsausgaben vor
  • wegen der Gleichartigkeit der Kollektive sogrt somit jede Generation für ihre eigenen Altersrückstellungen
  • eine zunehmende Belastung der jungen Kunden, durch steigende Gesundheitsausgaben der Älteren ist damit anders als in der GKV ausgeschlossen

3. Nein, die PKV Beiträge steigen nicht, weil du älter wirst

  • der Beitrag wird als Durchschnittsbeitrag kalkuliert - die steigenden Gesundheitsausgaben im Alter sind also eingerechnet
  • Der sich in jungen Jahren ergebende Mehrbeitrag wird in der sogenannten Alterungsrückstellung verzinslich angelegt
  • im Alter werden die Altersrückstellungen genutzt, um die Ausgaben zu finanzieren, die den Beitrag übersteigen

Das bedeutet aber nicht, dass die Beiträge in der PKV immer konstant bleiben. Es gibt mehrere Ursachen für steigende Beiträge, die nicht vom Versicherer zu Vertragsbeginn einkalkuliert werden dürfen. Das sind vor allem die steigenden Ausgaben wegen des medizinisch-technischen Fortschritts, die Kosten für neue Behandlungsmethoden, aber auch die stetig steigende Lebenserwartung. Wegen dieser Veränderungen kommt es bei der PKV zu Beitragsanpassungen. Diese dürfen allerdings erst auf die Versicherten umgelegt werden, wenn die Gegenüberstellung von erforderlichen und kalkulierten Versicherungsleistungen eine Abweichung von fünf oder zehn Prozent ergibt. Durch diese Regelung kommt es zu Jahren in denen der Beitrag gar nicht angepasst wird, da die Abweichungen beispielsweise nur 4% betragen haben. Im nächsten Jahr wird der Beitrag auf einmal deutlich angepasst, da dann auch die Entwicklung der Vorjahre eingerechnet wird.


kurzfristig

2017 - 2019

So oft wie in den letzten Jahren von Bürgerversicherung gesprochen wurde bzw. von der Abschaffung der PKV, könnte man davon ausgehen, dass die Beiträge der PKV im Alter ins Unermessliche steigen, während die GKV mehr Stabilität bietet.  Doch das ist vor allem auf den kurzfristigen Zeitraum absolut zu verneinen. In den Jahren von 2017 bis 2019 entwickelte sich die deutlich PKV positiver, als die GKV. Letztere hat aktuell zudem mit einem Milliardenverlust zu kämpfen, was für kurzfristig weiterhin steigende Beiträge spricht.

Gesetzliche krankenversicherung

Die Einnahmen in der gesetzlichen Krankenversicherung lagen 2017 bei 233,89 Mrd Euro inkl. des Bundeszuschuss. Im Jahre 2019 ergeben die Einnahmen voraussichtlich eine Summe von 246,4 Mrd Euro.

 

Das entspricht einer Wachstumsrate von jährlich 2,64 % in der gesetzlichen Krankenversicherung.

HINWEIS: Da der Bundeszuschuss im Vergleich zum Vorjahr unverändert bei 14,5 Mrd Euro lag, liegt diese Steigerung der Einnahmen ausschließlich an den gestiegenen Beiträgen für die Versicherten. Aber auch eine eventuelle Erhöhung des Bundeszuschusses müsste bei der Berechnung der Beitragssteigerung einberechnet werden, denn diese Last wird vom Steuerzahler mitgetragen und ist somit auch ein Kostenfaktor.

private krankenversicherung

Demgegenüber steht die private Krankenversicherung mit gestiegenen Beitragseinnahmen von 39,05 Mrd Euro in 2017 auf voraussichtlich 40,7 Mrd Euro in 2019.

 

Das ist eine jährliche Wachstumsrate von 2,09 % in der privaten Krankenversicherung.

HINWEIS: Die Entwicklung des PKV Beitrags kann im Einzelfall natürlich von diesen Zahlen abweichen, denn jeder Versicherer, jedes Kollektiv und jede Situation ist individuell. Es gibt durchaus Versicherer und Kollektive, die eine deutlich höhere Beitragsentwicklung durchgemacht haben. Allerdings gibt es auch zahlreiche sehr gute PKV Versicherer, die deutlich unter dieser Entwicklung liegen. Es gilt also gerade bei der Wahl des PKV Anbieters ein besonderes Augenmerk auf die Beitragsstabilität zu legen.


mittelfristig

2007 - 2017

Auch über den mittelfristigen Zeitraum überzeugt eher die PKV mit geringeren Beitragssteigerungen. Während hier die Beitragseinnahmen um durchschnittlich 3,0% pro Jahr gestiegen sind, waren es bei der GKV schon 3,8 % unter Berücksichtigung des Bundeszuschusses.

GKV

  • Laut einer Analyse des WIP zum Thema Beitragsentwicklung ergibt sich von 2007 bis 2017 in der GKV ein Anstieg der Beitragseinnahmen um 37 %.

  • Über den betrachteten 10 Jahreszeitraum ergibt sich eine durchschnittliche jährliche Steigerung der Beitragsbelastung von 3,2 % in der GKV 

  • Die GKV erhält zusätzliche Bundeszuschüsse, um die Ausgaben zu decken. Der Bundeszuschuss wurde von 2009 - 7,2 Mrd. € auf 2010 - 15,7 Mrd. € deutlich erhöht. Nur so konnte der allgemeine Beitragssatz in der GKV um 0,6 Prozentpunkte reduziert werden.

  • Unter Berücksichtigung des Bundeszuschusses stiegen die Einnahmen der GKV von 2007 bis 2017 um 45% (3,8% jährlich)

PKV

  • Laut der Analyse des WIP zum Thema Beitragsentwicklung ergibt sich von 2007 bis 2017 in der PKV ein Anstieg der  Beitragseinnahmen je Versicherten um 35 %.

  • Über den betrachteten 10 Jahreszeitraum ergibt sich eine durchschnittliche jährliche Steigerung der Beitragsbelastung von 3 % in der PKV

  • Bei der PKV sind die Beitragsanpassungen nicht kontinuierlich, da die Versicherer erst bei Kostensteigerungen von 5 bzw 10% die Beiträge anpassen dürfen. Somit ist eine gleichmäßige Verteilung (gestrichelte Linie in der folgenden Abbildung) leider nicht möglich

  • Die Zunahme der Beitragseinnahmen in der PKV basiert auf der Prämienentwicklung. Bundeszuschüsse fliessen nicht.

langfristig

1995 - 2017

Während die PKV kurz- und mittelfristig eine deutlich stabilere Beitragsentwicklung hatte, konnte die GKV im Zeitraum von 1995 bis 2005 mit geringeren Beitragserhöhungen auskommen. Dafür wurden in diesem Zeitraum von der GKV auch einige Leistungen erheblich gekürzt.

GKV

Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung wurden vom Gesetzgeber regelmäßig eingeschränkt. Dies erfolgte vor allem in den Jahren bis 1982 bis 2004. Es kam zu stetig steigenden Eigenbeteiligungen bei beispielweise Medikamenten, Arznei- und Verbandsmitteln, Heil- und Hilfsmitteln, Krankenhausbehandlungen, Kuren usw. Zum anderen aber auch zu regelmäßig sinkenden Beteiligungen der Kasse bei beispielweise Zahnersatz und Brillen. Auch das Krankengeld wurde reduziert und es gab zunehmend Einschränkungen zum Beispiel bei der freien Krankenhauswahl.

PKV

In der privaten Krankenversicherung sind die abgeschlossen Leistungen Vertragsbestandteil. Diese können nachträglich nicht einseitig durch den Versicherer gekürzt werden. Daher bildet die PKV, im Gegensatz zur GKV, für die Versicherten Altersrückstellungen. Diese erhöhen sich mit zunehmender Versicherungsdauer und verringern letztlich die Beiträge im Alter. Es lohnt sich aus dem Grund ein möglichst frühzeitiger Eintritt die PKV. Zudem können noch freiwillige Beiträge zur Entlastung im Alter getätigt werden. Auch diesen Mechanismus kann jeder privat Versicherte nutzen, um den eigenen Beitrag im Alter stabil zu halten.


  • Die Einnahmen in der gesetzlichen Krankenversicherung lagen 1995 bei umgerechnet 120,15 Mrd Euro. Im Jahre 2017 ergaben sich unter Berücksichtigung des Bundeszuschusses Einnahmen in Höhe von 233,89 Mrd Euro. Das entspricht einer Wachstumsrate von jährlich 3,07 % in der gesetzlichen Krankenversicherung.
  • Demgegenüber steht die private Krankenversicherung mit gestiegenen Beitragseinnahmen von umgerechnet 18,55 Mrd Euro in 1995 auf 39,05 Mrd Euro in 2017. Das ist eine jährliche Wachstumsrate von 3,44 in der privaten Krankenversicherung.

Während die PKV in den letzten Jahren eine stabilere Beitragsentwicklung hatte, hat über den langfristigen Zeitraum von 22 Jahren die GKV also die Nase vorn. Berücksichtigen wir den oben aufgeführten kurzfristigen Zeitraum von 2017 bis 2019 in der langfristigen Betrachtung, kommt die GKV über 24 Jahre auf eine Wachstumsrate von 3,04 % und die PKV auf 3,33%. Da die Leistungskürzungen der GKV nicht in diesen Zahlen berücksichtigt werden können, ist eigentlich von einer nahezu identischen Beitragsentwicklung auszugehen.

 

Es kann also zu 100% widersprochen werden, dass die Beiträge in der PKV unverhältnismäßig steigen. Die Beitragssteigerung in beiden Systemen begründen sich in den wachsenden Gesundheitsausgaben. Diese sind im Zeitraum von 1995 bis 2017 um durchschnittlich 3,21 % pro Jahr gestiegen und damit eindeutig der größte Treiber für die Beitragserhöhungen in der Krankenversicherung.

Exkurs


Wie haben sich andere Preise entwickelt?

Natürlich steigen nicht nur die Ausgben für Gesundheit bzw. die Beiträge der Krankenversicherung. Auch in anderen Bereichen unseres Lebens haben wir mit steigenden Kosten zu tun.

  • Der durchschnittliche Preis für Superbenzin ist in den Jahren 2000 bis 2012 um durchschnittlich 4,24% gestiegen. Durch sinkende Preise in den letzten 8 Jahren hat sich der jährliche Zuwachs auf Sicht der letzten 20 Jahren deutlich reduziert und liegt nun bei jährlich 1,79%.

  • Der Preis für das Porto eines Standardbriefs hat sich ebenfalls erhöht. Seit 2003 ergibt sich einen jährlichen Zuwachs von 2,23%. Sollte die Entwicklung anhalten, würde das Porto für einen Standardbrief 2040 vermutlich 1,24 Euro kosten.
  • Die steigenden Mietpreise in Deutschland sind ein viel diskutiertes Thema in den Medien. Betrachten wr die Jahre 2008 bis 2018 war der Anstieg der Mieten deutschlandweit aber verhältnismäßig niedrig. In diesem Zehnjahreszeitraum haben sich die Mieten durchschnittlich nur um 1,27% pro Jahr verteuert. 
  • Deutlich höhere Preissteigerungen haben wir beim Strompreis erlebt. Hier sind die Augaben eines 3-Personen-Haushaltes in den letzten 20 Jahren rasant gestiegen. Jedes Jahr haben sich die Ausgaben in diesem Zeitraum um 4,12 % erhöht. Wenn das so weitergeht zahlt ein 3-Personen-Haushalt 2040 mehr als 200 Euro im Monat für Strom.
  • Auch das Bahnfahren wird nicht günstiger. Das zeigt die Entwicklung der letzten Jahre. Betrachten wr die Jahre 2015 bis 2018 lag der Zuwachs bei 2,46 % pro Jahr.

  • Einen sehr hohen Preisanstieg hat Heizöl hingelegt. Hier sind die Kosten seit 1995 durchschnittlich um 4,53 % pro Jahr gestiegen.
  • Bei Bier ist der Anstieg nicht ganz so hoch, aber auch nicht zu verachten. Auf dem Oktoberfest musste man 2002 für ein Bier mindestens 6,30 € zahlen. 2019 waren es mit 10,80 € fast doppelt soviel. Dies ist ein jährlicher Preisanstieg von 3,22%.

Während der Preis für Benzin, Heizöl und Strom deutlich stärker angestiegen ist, als die Beiträge der Krankenversicherungen, sind Mieten, Bahnfahrten, Porto und Bier etwas weniger verteuert worden. An diesen Zahlen ist erkennbar, dass manche Ängste zum Beispiel vor stark steigenden Strom- und Heizölpreisen sehr berechtigt sind. Auch die Sorge vor steigenden Beiträgen in der Krankenversicherung ist verständlich. In diesen Bereichen gab es in den letzten Jahren stark steigende Kosten. Zudem ist auch nicht abzusehen, dass es wieder deutlich runtergeht, wie es zum Beispiel mit dem Benzinpreis 2012/2013 passiert ist. Es wird eher das Gegenteil der Fall sein und wir alle werden die steigenden Ausgaben des Gesundheitssystems finanzieren müssen. Das wird sich aber nicht nur mit höheren Beiträgen in der PKV äußern, sondern eindeutig auch in der GKV.

Fazit

Nein, die Beiträge in der PKV steigen nicht unverhältnismäßig an. Im Vergleich zu der Entwicklung der GKV zeigt sich eine nahezu identische Verteuerung über die letzten 22 Jahre. Der etwas stärkere Anstieg bei der PKV zwischen 1995 und 2005 relativiert sich durch die starken Leistungskürzungen der GKV. Ohne diese Kürzungen wäre der Beitrag dort deutlich mehr angestiegen. Vor dem Hintergrund der steigenden Gesundheitsausgaben kann allgemein nicht von Unverhälnismäßigkeit gesprochen werden. Die steigenden Beiträge stehen in einem angemessen Verhältnis zu den wachsenden Gesundheitsausgaben auf Grund des medizinisch-technischen Fortschritts und der steigenden Lebenserwartung. Bei der GKV sind die Anpassungen sogar etwas zu niedrig ausgefallen, weswegen es jetzt zu dem Milliardenverlust kam. Hier ist also in Zukunft nicht nur mit noch stärker steigenden Beiträgen (siehe Abbildung), sondern auch mit weiteren Leistungskürzungen zu rechnen.

Bei der PKV hingegen hast du einen Rechtsanspruch auf deine vertraglich zugesicherten Leistungen. Zudem bist du durch das Kapitaldeckungsverfahren in der Lage dir Altersrückstellungen aufzubauen - teilweise verpflichtend und teilweise freiwillig. So kannst du selbst Einfluss auf die Beitragssteigerungen im Alter nehmen. Denn bei der PKV kommt es natürlich auch zu Beitragssteigerungen auf Grund des medizinischen Fortschritts und der steigenden Lebenserwartung. Aber der demografische Wandel, deine Krankheiten und dein zunehmendes Alter verteuern den Beitrag hier nicht. Diese Ängste sind unberechtigt. 

 

BTW: Natürlich bietet die GKV auch einige Vorteile z.B. die kostenfreie Familienversicherung. Auch die Berechnung des Beitrags anhand des Einkommens ist vor allem für Geringverdiener sehr sinnvoll. Der Vergleich der beiden Systeme ist nicht abschließend. In diesem Artikel geht es darum den Mythos aufzuklären, dass PKV Beiträge generell unverhältnismäßig ansteigen. Wenn du Interesse an mehr Informationen hast, komm gerne auf uns zu.

Wir freuen uns auf zahlreiche, interessante Kommentare zu dem Thema.

Aylin & Sophie

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Kommentare: 3
  • #1

    Herbst (Donnerstag, 27 Mai 2021 17:23)

    Das stimmt absolut nicht. Die Beiträge steigen im Alter ins unermäßliche. ich bin jetzt fast 37 Jahre PKV versichert. Habe mit einem Monatsbeitrag von 200.- DM angefangen, bei einem SB im ambulanten Bereich von 300.- DM. Die Beiträge sind mederat gestiegen, alles wird teueren, moderner und Kostenintensiver. Den SB habe ich im laufe der Jahre auf 1.000.-€ erhöht. Der wurde von der PKV weiter erhöht, um die Beitragserhöhung stabil zu halten, sodaß ich heute bei einem SB im ambulanten Bereich von 2.900.-€ bin. 2013, bevor ich das 55 . Lebensjahr vollendet hatte überlegte ich mir in die GKV zu wechseln oder in der PKV zu bleiben. Mein Monatsbeitrag betrug damals ca. 294.-€, was hinnehmbar war, sodaß ich der Meinung war in der PKV zu bleiben. Nachdem ich das 55. Lebensjahr vollendet hatte und keinerlei mehr Möglichkeiten zu haben in die GKV zu wechseln schlug die PKV überdimensional zu. Der Beitrag verdoppelte sich und die Leistungen verschlechterten sich. Heute nach weiteren 8 Jahre zahle ich monatl. ca. 568.-€, habe einenh jährlichen SB im ambulanten Bereich von 2.900.-€, habe stationär das Mehrbettzimmer, eine Entscheidung die ich in keinster Weise getroffen hätte, sofern ich dies gewust hätte. Von wegen die Beträge bleiben stabil. Innerhalb der letzten 15 Jahre wurden die Beiträge jährlich erhöht und da kann man die Uhr nachstellen. Frage ich mich ob die Versicherungsmathematiker beim rechnen in der Schule gefehlt haben oder dies nicht wahrhaben wollen. Schafft man es einen Tarif zu finden und vielleicht Beiträge zu sparen und dieser Tarif ist etwas besser, so werden Risikozuschläge verlangt, sodass sich die Sache verteuert. Ich würde dies heute niemals mehr machen und würde schleunigst versuchen vor der 55. Lebensjahr wieder in die GKV zu wechseln und das noch viel früher, denn somit erhalte ich später als Rentner sehr günstige Beiträge zu zahlen, 10 % des Rentenbeitrages. Ich hoffe nur das so schnell wie möglich die Bürgerversicherung eingeführt hat, daß diese willkürlichen Beitragserhöhungen endlich ein Ende haben.

  • #2

    Sophie Uteß (Dienstag, 01 Juni 2021 13:45)

    Lieber Herbst,

    erstens sollte für Freundlichkeit auch in der Kommentarfunktion genügend Zeit sein, also sein Sie bitte so gut und machen Sie sich beim nächsten Kommentar die Mühe eine Anrede zu schreiben und ein paar Grüße dazulassen. Vielen Dank. Zweitens kann ich absolut nahvollziehen, dass Sie über die Beitragsentwicklung nicht glücklich sind. Ich finde es auch nicht schön, dass ALLES immer teurer wird, aber man sollte das auch in Relation zu anderen Preissteigerungen setzen, was wir mit unserem Blogartikel tun. Drittens beleuchten Sie leider nur eine Seite der Medaille, denn Sie haben sich vor 37 Jahren für die PKV entschieden und ihre Krankenversicherung für 200 DM monatlich erhalten, wo der Höchstbeitrag in der GKV bei ca. 444 DM lag. Sie werden sich damals also sicherlich bewusst und vermutlich aus finanziellen Gründen für die PKV entschieden haben und über die Jahre viel Beitrag gespart haben, den Sie auch in eine Beitragsentlastung oder den Aufbau zusätzlicher Altersvorsorge hätten investieren können. Hätten Sie entsprechend vorgesorgt, wäre die GKV im Rentenalter auch nicht unbedingt günstiger, als die PKV, denn inzwischen liegt der Höchsbeitrag der GKV nicht mehr bei 444 DM bzw. 227 Euro, sondern bei ca. 930 €. Auch hier gab es zahlreiche Erhöhungen und übrigens auch Leistungskürzungen, die auf Grund stark steigender Gesundheitsausgaben zwingend notwendig waren. Die Beiträge steigen also weder in der GKV, noch in der PKV willkürlich, was wir in unserm Blogartikel klarmachen. Ein Ende der steigenden Beiträge würde auch die Bürgerversicherung nicht herbeizaubern.

    Es tut mir Leid, dass Sie Ihre Entscheidung nun bereuen, aber ich bitte Sie Ihre Erfahrung aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und vor allem nicht zu verallgemeinern. Auf Ihrem weiteren Wege wünschen wir Ihnen alles Gute.

    Liebe Grüße
    Sophie Uteß

  • #3

    Christian (Freitag, 03 Februar 2023 04:55)

    Sehr geehrte Frau Uteß,
    die Beitragserhöhungen verstehe ich in dem Umfang wie Sie es beschrieben haben. Die Sorgen von Herrn / Frau Herbst verstehe ich auch gut. Kernpunkt ist die Sorge vor der Unbezahlbarkeit. Die Renten steigen bei weitem nicht so schnell wie die PKV.
    Was ist wenn die PKV die Hälfte oder mehr der Rente verbraucht und unbezahlbar wird?
    Gibt es einen Stop-Punkt für die PKV welcher Betrag für den Lebensunterhalt verbleiben muß vor der Armutsgrenze?
    Über eine Antwort oder den Hinweis auf Möglichkeiten den Beitrag vor und während der Rentenzeit auf einem erträglichen Maß im Verhältnis zur Rente zu halten wäre ich Ihnen sehr dankbar.

    Herzliche Grüsse Christian
    Christian