
Zweifelsfrei ist das Thema Nachhaltigkeit spätestens seit Greta Thunberg in aller Munde. Wir haben nur diese eine Welt und können mit ihr nicht umgehen, als hätten wir noch 4-5 davon auf Lager. Das bedeutet aber nicht nur, dass wir unser Konsumverhalten ändern sollten, sondern eben auch unser Geldanlageverhalten.
Natürlich ist es wichtig Produkte von Firmen zu meiden, die unsere eigenen Kriterien für Nachhaltigkeit nicht erfüllen. Es ist auch immens wichtig ein Bewusstsein für Umweltsünden zu schaffen und dem Umweltschutz ein Preisschild anzuhängen. Aber das sind nur Mechanismen, mit denen wir die bestrafen, die es bisher falsch gemacht haben. Wir verfolgen den Ansatz, dass es mindestens genauso wichtig ist, die guten Unternehmen zu unterstützen. Wir können in Firmen investieren, die ökologische Kriterien einhalten, die ethische Grundsätze verfolgen und die sich für Umweltschutz einsetzen. In welchem Umfang du das in der privaten Altersvorsorge umsetzen kannst, erfährst du in diesem Artikel. Zudem räumen wir mit 3 Mythen über nachhaltige Anlagen auf und erklären, warum dieses Thema in der Altersvorsorge zwar wichtig ist, aber nicht ausschlaggebend für deine Entscheidung sein sollte.
Vorwort
Wie Wird DER SPARBeitrag überhaupt angelegt?
Die gesetzliche Rentenversicherung funktioniert nach dem Umlageverfahren. Hier werden die eingezahlten Beiträge unmittelbar zur Finanzierung der Leistungsberechtigten herangezogen, also an diese wieder ausbezahlt. Es erfolgt keine Anlage
deiner Beiträge. Somit gibt es hierbei für dich auch keine Möglichkeit, deine Beiträge nach nachhaltigen Kriterien anzulegen.
Bei der privaten Altersvorsorge nutzen Versicherer das Kapitaldeckungsverfahren. Hier werden deine
Sparbeiträge am Kapitalmarkt angelegt. Wo der Versicherer die Beiträge anlegt, kannst du je nach Anlageart mehr oder weniger selbst bestimmen. In jedem Fall bieten sich einige
Optionen deine ehtisch-ökologischen Kriterien zu berücksichtigen.
Private Altersvorsorge Ohne garantien
Es gibt Produkte, bei denen die Anlage rein fondsgebunden ist. Diese Produkte bieten einen sehr flexiblen
Gestaltungsspielraum beim Thema Nachhaltigkeit, denn hier kannst du bestimmen, wo deine Sparbeiträge angelegt werden. Du bist nur begrenzt auf das Angebot deines Anbieters. Die haben hier aber
ordentlich aufgerüstet. Es gibt inzwischen bei fast jedem Lebensversicherer Fonds im Portfolio, die ökologisch oder grün sind.
Private Altervorsorge mit Garantien

Es gibt aber auch Produkte, bei denen der Versicherer dir Sicherheit bzw. garantierte Leistungen zusagt. Wenn
das nicht über einen Wertsicherungsfonds erfolgt, werden deine Sparbeiträge von dem Anbieter direkt verwaltet. Der Versicherer muss diese Sparbeiträge nach bestimmten Richtlinien anlegen.
Diese sind im Versicherungsaufsichtsgesetz geregelt. Der Oberste Grundsatz und das
Ziel der Kapitalanlage ist die unternehmerische Vorsicht. Zudem gibt es zahlreiche Forderungen hinsichtlich der Qualität der Anlagen (Sicherheit, Liquidität, Rentabilität, Belegenheit, Mischung und Streuung, Kumulvermeidung usw.). Dein Geld wird also sicher angelegt
und soll dennoch Rendite erzielen. Das ist gerade in Zeiten des Niedrigszinsumfeldes sehr schwierig. Zum Glück haben viele der Versicherer bereits verstanden, wie wichtig eine verantwortungsvolle
Kapitalanlage ist und setzen ethische, soziale und ökologische Belange in der Anlage um. Nach den kirchlichen Institutionen und Wohlfahrtsorganisationen sind die Versicherungsnunternehmen
inzwischen der wichtigste institutionelle Investor bei nachhaltigen Assets. Dabei müssen die Versicherten nicht mal auf Rendite verzichten. Es ist zu erwarten, dass sich das Risiko-Rendite-Profil
der Kapialanlagen verbessert, wenn Nachhaltigkeitskriterien eingehalten werden.
Trotz dieses positiven Trends hast du auf die Kapitalanlage des Versicherers keinen Einfluss. Du kannst dir zwar einen Versicherer für deine Lebensversicherung aussuchen, der möglichst viel wert auf grüne Kapitalanlage setzt, aber ein Mitspracherecht steht dir hier nicht zu.
3 Mythen Über nachhaltigen Kapitalanlagen
Insitutionelle Investoren sind der mit Abstand bedeutenste Anlegertyp bei nachhaltigen Kapitalanlagen. Auch wenn sich das Volumen auch bei den Private Investoren in den letzten Jahren deutlich erhöht hat, bleiben viele private Investoren der nachhaltigen Anlage gegenüber noch etwas skeptisch und aggieren zurückhaltend.
Eine Umfrage des NKI hat gezeigt, dass etwa 40% der Befragten sich zwar vorstellen könnten ihr Geld unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien anzulegen. Umgesetzt haben es aber nicht mal 5%. Dies liegt an den unzureichenden Produktinformationen und unzureichenden Beratungsmöglichkeiten. Es liegt aber auch an den Mythen, die über nachhaltige Anlagen existieren. 22,5% der Befragten geben an, dass eine schlechtere Rendite der Grund ist, warum sie nicht nachhaltig investieren. Doch ist das wirklich so?
Mythos I:
Wenn ich nachhaltig investiere, bekomme ich weniger Zinsen.
NEIN - das ist wirklich ein Mythos!
Natürlich können Unternehmen mit der Ausbeutung der Natur, der Ausnutzung von Arbeitskräften und dem Verkauf von Produkten wie Waffen, Alkohol und Zigaretten eine Menge Geld verdienen. Diese Gewinne spiegeln sich auch in den Renditen der Anleger wieder. Doch unsere Welt entwickelt sich und wir alle werden die nächsten logischen Schritte gehen. Diese führen uns zu weniger Plastik, mehr erneuerbaren Energien, regionalen Wirtschafskreisläufen und fairen Arbeitsbedingungen. Während die Grünen in den 80ern noch als Ökos abgeschrieben wurden, ist das Thema Umweltschutz heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das spiegelt sich auch in den Renditen von ökologischen Fonds wieder.
DWS AKkUMULA

Beim DWS Akumula erfolgt keine Bewertung ethisch-ökologischer Kriterien.
Es ist ein Aktienfonds mit 150 bis 200 Titeln. Den Fonds zeichnet eine flexible, nicht starr an Index-Gewichtungen orientierte Anlagepolitik aus. Die Titelauswahl ist Stock Picking pur nach fundamentalem Ansatz. Das Fondsmanagement konzentriert sich auf Standardwerte, so genannte Blue Chips, rund um den Globus und achtet dabei auf eine der Marktlage angemessenen Mischung substanzstarker und wachstumsorientierter Unternehmen.

Ökoworld Ökovision Classic

Anlageziel des ÖkoWorld Ökovision Classic ist ein angemessener Wertzuwachs unter Einhaltung strenger ethisch-ökologischer Kriterien.
Investiert wird global z.B. in etwa 100 Unternehmen der Bereiche regenerative Energien, umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen, ökologische Nahrungsmittel, Umweltsanierung, regionale Wirtschaftskreisläufe und humane Arbeitsbedingungen. Ausgeschlossen sind u.a. Atomindustrie, Chlorchemie, Gentechnik, Raubbau, Tierversuche, Kinderarbeit und Militärtechnologie.

Die Performance der beiden Fonds ist nahezu identisch. Über die letzten 10 Jahre hat der DWS Akkumula eine Rendite von 147,96% erwirtschaftet. Wer im selben Zeitraum im Ökovision Classic von Ökoworld investiert war, hat mir einer Rendite von 149,13% mehr aus seinem Geld gemacht. Diese Überperformance wird allerdings durch die höheren Kosten aufgehoben. Denn klar ist, wer Wert auf ethisch-ökologische Kriterien legt, muss etwas tiefer in die Tasche greifen - ob beim Aktienfonds oder beim ETF. Es kann auch dadurch durchaus zu Minderrenditen kommen. Aber die Annahme, dass nachhaltige Anlagen generell weniger Rendite erwirtschaften, können wir nicht bestätigen. Ebenso wenig können wir die Annahme bestätigen, dass grüne Kapitalanlagen deutlich mehr Zinsen abwerfen. Es kommt auf viele Einflussfaktoren an und vor allem darauf, wem du dein Geld zur Verfügung stellen willst.
Mythos II:
Nur weil irgendwo Nachhaltig draufsteht, muss es das nicht sein
Ja - der Mythos stimmt zum Teil.
Die Begriffe "ökologisch", "grün", "nachhaltig" oder "ethisch" sind nicht geschützt. Wenn ein Anbieter also mit einer "grünen Altersvorsorge" wirbt oder einen Klimafonds im Angebot hat, dann muss das erstmal gar nichts bedeuten. Hier gilt es Ausschau zu halten welche Kriterien sich das Unternehmen oder der Fonds selbst gesetzt hat. Eine einheitliche gesetzliche Regelung gibt es nicht. Außerdem stellt sich die Frage, wie die Einhaltung der Kriterien kontrolliert werden. Es gibt einige Fonds mit knallharten ethischen - ökologischen Kriterien, die sogar Einfluss auf die investierten Unternehmen ausüben. Aber es gibt auch solche, die nicht wirklich streng in der Umsetzung ihrer Werbeversprechen sind. Wir erklären dir hier vereinfacht vier verschiedene Anlagegrundsätze. Diese Anlagegrundsätze können auch von den Anbietern miteinander kombiniert werden.

Ausschlusskriterien:
Hier werden Kriterien festgelegt, die bestimmten in welche Unternehmen auf keinen Fall investiert wird z.B Produktion von Atomenergie oder Waffen, aber auch zulassen von Kinderarbeit oder arbeiten mit Gentechnologie.
Gezielte Investitionen:
Es werden Kriterien festgelegt, die bestimmen in welche Unternehmen investiert wird z.B. im Bereich erneuerbare Energien oder soziales Engagement.
Best-in-Class:
Hier werden nur Investitionen in Unternehmen getätigt, die in ihrer Branche in Sachen Umwelt- und/oder Sozialstandards eine Vorreiterrolle einnehmen. Es müssen nicht zwangsweise Branchen
ausgeschlossen werden, weshalb auch Wirtschaftszweige wie die Atom- oder die Rüstungsindustrie im Portfolio landen.
Engagement:
Hier wird nich nur investiert, sondern auch der direkte Dialog mit den Unternehmen gesucht. Sie sorgen nachhaltig dafür, dass Umwelt- und Sozialstandards in der Unternehmenspolitik umgesetzt werden.

Mythos III:
Wer nachhaltig investieren will, hat nur kaum auswahl
Nein, dies ist inzwischen nur noch ein Mythos.
Die Mehrheit der Investoren berücksichtigt inzwischen Nachhaltigkeitskriterien bei der Kapitalanlage. Die Global Sustainable Invesment Alliance (GSIA) hat 2018 die nachhaltigen Anlagemärkte in Europa, Kanada, Japan und Australien/Neuseeland untersucht. In diesen Regionen wurden rund 30,7 Bio US-Dollar unter Nutzung von Nachhaltigkeitskriterien angelegt. Das entspricht einem Anstieg von 36% im Vergleich zu 2016. Welchen Anteil Anlagen unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien am Gesamtmarkt haben hat das Forum nachhaltige Geldanlagen veranschaulicht:

Die Nachfrage nach Kapitalanlagen, die ökologische und ethische Kriterien berücksichtigen, steigt seit Jahren. Dementsprechend zieht auch das Angebot nach. Die einzelnen Unternehmen fokussieren sich zunehmend auf das Thema und verbessern sich in den Rankings. Dennoch gibt es zum heutigen Zeipunkt noch deutlich mehr Auswahl für Anleger, die nur finanzielle Faktoren berücksichtigen. Das zeigt sich zum Beispiel an der Anzahl an Unternehmen, in die der MSCI World investiert. Mit 1.600 Titeln ist die Streuung hier deutlich größer, als bei der nachhaltigen Variante (MSCI World Socially Responsible Index) mit "nur" noch 400 Unternehmen. Der Ökovision Classic von Ökoworld setzt die derzeit strengsten Kriterien am Markt um und investiert in etwa 100 Unternehmen. Die Auswahl ist also immernoch kleiner, aber sie wächst von Jahr zu Jahr. Inzwischen gibt es zahlreiche nachhaltige Aktien-, Renten und Mischfonds. Es gibt sogar ETFs mit dem Fokus auf Sustainability. Insgesamt können Anleger im deutschsprachigen Raum aus rund 500 entsprechenden Fonds auswählen. Knapp die Hälfte davon sind reine Aktienfonds.
Wie bereits beschrieben, gibt es allerdings keine einheitlichen Standards. Es obliegt daher jedem Anleger selbst das Nachhaltigkeitskonzept der einzelnen Fonds auf Eignung für das eigene Portfolio zu bewerten. Unterstützung dabei bieten zahlreiche Transparenzinitiativen.
EXKURS
ESG KRITERIEN

Mit der Einführung des ESG Scores wurde ein entscheidender Schritt getan, der es Anlegern ermöglicht neben finanziellen nun auch ökologisch und soziale Aspekte in die Anlageentscheidung einfliesen zu lassen. Beim ESG Score werden Unternehmen in den Punkten E=Environmental, S=Social und G=Governance bewertet. Im Optimalfall kann ein Anleger so alle Aktien einfach analysieren und in den Punkten Umwelt, Soziales und Unternehmensführung vergleichen. Leider weichen die ESG Ratings verschiedener Anbieter teilweise deutlich voneinander ab. Die folgende Abbildung zeigt die ESG-Beurteilungen der verschiedenen Anbieter für Unternehmen aus dem Automobilbereich. Es sind deutliche Differenzen zwischen den Einschätzungen erkennbar.

Mit diesem Wissen stellt sich die Frage, wie nachhaltig zum Beispiel der von vielen Internetseiten empfohlene MSCI World Socially Responsible Index (SRI) tatsächlich ist. Der Index bündelt nämlich gut 400 Unternehmen aus dem MSCI World, die das höchste ESG-Ranking aufweisen. Zur Analyse der jeweiligen Unternehmen werden die hauseigenen Bewertungen von MSCI herangezogen. Durch das Best-in-Class Verfahren landen auch Unternehmen aus eigentlich nicht nachhaltigen Branchen im Index, weil sie in ihrem Sektor am besten abschneiden. Der ETF hat allerdings auch ein paar Ausschlusskriterien festgelegt und investiert nicht in Unternehmen in den Bereichen Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Atomenergie, militärische Waffen, zivile Waffen, genetisch veränderte Organismen & Pornographie.
FAZIT
Wieso es nicht nur auf nachhaltigkeit ankommt?
Wenn dir ethisch-ökologische Kriterien bei der Auswahl deiner Altersvorsorge wichtig sind, dann solltest du auf jeden Fall ein Augenmerk auf die Kapitalanlage des Versicherers legen. Auch das Angebot an Fondsanlagen - vor allem im ehtisch-ökologischen Bereich - sollte ein wichtiges Entscheidungskriterium für dich sein. Wie teuer die Anlage ist, welche Anlagegrundsätze verfolgt werden und wie streng die Kriterien umgesetzt werden, solltest du vorab möglichst gut prüfen. Denn bei der nachhaltigen Kapitalanlage kommt es vor allem darauf an, wie du für dich Nachhaltigkeit definierst und welche Kriterien dir wichtig sind. Je strenger deine Anforderungen an eine ökologisch-ethische Geldanlage sind, desto teurer wird die Anlage und desto geringer wird auch deine Auswahl sein.
EXTREM WICHTIGER HINWEIS:
Bei der Entscheidung für eine private Altersvorsorge den Fokus nur auf Nachhaltigkeit zu legen, wäre der falsche Weg. Denn vor allem ist es wichtig herauszufinden, welches
Produkt das Richtige für dich ist. Bieten dir staatlich geförderte Produkte mehr Vorteile, als Nachteile? Passt die flexible Vorsorge eher zu deinem Bedarf? Wie wichtig ist die das Thema
Kapitalauszahlung und möchtest du deine Hinterbliebenen umfangreich absichern oder nicht? Außerdem gilt ein besonderes Augenmerk auch dem garantierten Rentenfaktor - vor allem bei Produkten mit
Fondsanlagen. Was bringt dir eine extrem ökologische Anlage mit einer super Rendite, wenn du wegen eines zu niedrigen Rentenfaktors nur die Hälfte der Rente bekommst, die dir ein anderen Anbieter
gezahlt hätte? Auch die Frage ob du in der Auszahlphase eine klassische oder fondsgebundene Anlage deines Kapitals möchtest, ist ein wichtiges Kriterium. Neben diesen und anderen
Leistungsmerkmalen, spielt auch das Thema Kosten eine wichtige Rolle. Wer viele Leistungen haben will, muss dafür etwas tiefer in die Tasche greifen. Das gilt nicht nur bei hohen Anforderungen an
die Geldanlage, sondern auch bei hohen Anforderungen an die eigene Altersvorsorge.
Neben Nachhaltigkeitskriterien sollten also immer auch deine individuelle Lebenssituation, deine Ziele und deine Wünsche mit in die Entscheidung einfliessen. Wir finden mit dir gemeinsam heraus, worauf es für dich in der Altersvorsorge ankommt und welcher Versicherer mit welchem Produkt für dich am besten geeignet ist. Schreib uns dein Anliegen oder vereinbare eine Videoberatung mit uns.
Wir freuen uns auf deine Anfrage.
Aylin & SOphie

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